Sainokuni
Leitung und Violine
Mendelssohn, PatKop und Schubert
Werke von Sibelius, Schnittke und Beethoven
Jean Sibelius (1865–1957)
Impromptu für Streichorchester, vom Komponisten nach Op. 5/5 & 6 bearbeitet
Alfred Schnittke (1934–1998)
Sonate für Violine und Kammerorchester
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Streichquartett in a-Moll, Op.132, Fassung für Streichorchester
Emotionen, Stimmungen, Humor, das Leben und, ja, sogar flüchtige Blicke auf was möglicherweise jenseits des Lebens wie wir
es kennen liegt – das haben Komponisten und Aufführende mit Musik darzustellen und zu vermitteln versucht. Dies ist unsere Rolle als komponierende und interpretierende Menschen, und es war für mich immer eine Inspirationsquelle, dass wir mit dem grossen Glück beschenkt wurden, tagtäglich zu dieser komplizierten Welt Eintritt zu bekommen. Eine melancholische musikalische Linie kann sich im nächsten Moment in einem Ausruf von Freude entladen; ein Augenblick der Leidenschaft löst sich wenige Sekunden später in introvertiertem Zweifel auf.
Die Welt der Farben, die wir in einem Moment wahrnehmen, als wäre sie hier, ist im nächsten wieder weg – und etwas, das wir
nie vermutet hätten, blüht plötzlich in der Mitte der Partitur auf. Daher der Titel des heutigen Programms: Sphärenspiel.
Dieses Programm wurde um ein bedeutungsvolles Werk gebaut – Beethovens Streichquartett op. 132 – das sich durch die eigentlichen Sphären der Sterblichkeit und Unsterblichkeit schlängelt. Es ist Beethoven in seiner vielleicht grössten Erhabenheit: Unheimlich beginnt der erste Satz mit dem quälenden Motiv Gis-A-F-E, das eine Art inneres Ringen schildert, während der mittlere Satz Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart nach einer kräfteraubenden Krankheitsstrecke geschrieben wurde, die den Komponisten beinahe getötet hätte. Es ist ein unerklärlich schönes und zartes Gebet, ein Augenblick, in welchem der sonst gepeinigte Mann völligen Frieden findet.
Sibelius hat seine Impromptus Nr. 5 und 6 für Klavier eigenhändig für Streichorchester bearbeitet und die Uraufführung 1894 in Turku geleitet. Auch hier finden wir wieder eine Gegenüberstellung von zwei kontrastierenden Sphären: Düstere Stille, kühl überzeugend durch ihre Schlichtheit und Raum, und plötzlich aus dem Nichts, ein schöner, lebhafter Tanz.
Schnittkes Sonate für Violine führt uns zu seinem eigenen kompositorischen Kreuzweg von einer Sphäre zur nächsten: Sein zuerst scheuer, jedoch bestimmter Durchbruch zur Welt der seriellen Musik, heraus aus dem nationalistischen Stil der Sowjetunion, welchem er zuvor verbunden war.
(Suyeon Kang, Berlin, März 2019)